Es war einmal ein kleines, einsames Katzenkind. Es lag versteckt hinter einer alten Holztür auf einer zerfledderten, aber kuscheligen Tischdecke. Das kleine Katerchen dachte an seine Mama und an seine beiden Schwestern. „Wo sie jetzt wohl sind? Und ob es ihnen gut geht? Bestimmt kommt mich Mama auch noch holen. Sie vergisst mich nicht, nein, niemals. Sie hat für mich gekämpft.“
Im feuchten, gruseligen Keller hatte die Katzenmama ihre fünf Babys zur Welt gebracht. Zwei Kitten waren schon gleich nach der Geburt verstorben, sie waren so klein gewesen. Noch winziger als das kleine Katerchen selber. Schwach und mittlerweile sehr hungrig, versuchte das Katerchen aufzustehen, aber schnell wurde ihm schwummrig und schlecht. Er legte sich wieder auf die Decke und schaute sich langsam um. In dem Keller war ein sehr großes Durcheinander, aber Mama hatte immer gesagt, sie könnten sich gut darin verstecken. Mama erzählte dann von der Welt draußen vor dem Haus und wie gefährlich alles dort ist. Von Menschen mit Autos und den gefährlichen Straßen. Bei Mama war es immer kuschelig warm gewesen und er hatte keinen Hunger gehabt, sie hatte die kleinen alle gut mit Muttermilch versorgt. Nur selten war sie nicht da, um die kleinen zu wärmen und zu säugen.
Mama wollte die Kitten bald mit nach draußen nehmen, um ihnen das Jagen beizubringen und ihnen alles zu zeigen. Aber jetzt war er ganz alleine. Seinen Katzenvater hatte er nie kennengelernt, nur einen Kater, der ihn, seine Schwestern und seine Mutter aus ihrem Versteck jagen wollte. Dem kleinen Katerchen war es schon nicht sehr gut gegangen, als seine Mutter mit den Geschwistern aus dem Versteck flüchten mussten. Der große und eindrucksvolle Kater hatte die Kitten mit seinen Krallen attackiert, und auch der kleine Kater hatte dabei einiges abbekommen.
Es war ganz schnell gegangen, als die Mama und die Geschwister aus dem Versteck weggelaufen waren. Er erinnerte sich: Er hatte gerade fest geschlafen, als er ein schlimmes Knurren und Fauchen hörte. Erst dachte er, es wäre die Mama, die da solche Geräusche von sich gegeben hatte, doch dann stand da plötzlich dieser große schwarze Kater im Versteck und Mama war ganz wild und schlug und kratzte nach dem Kater. Das Gefauche und Gezanke der beiden wurde immer lauter und Mama wälzte sich mit dem großen Kater durchs Versteck. Die Geschwister hatten sich bis in den letzten Winkel zurückgezogen, niemand half der Mami.
Der kleine Mann wollte seiner Mutter doch beistehen, aber sie signalisierte ihm immer wieder, er solle wegbleiben. Dann wurde seine Mama von dem großen Kater verletzt und sie konnte nicht verhindern, dass ihre kleinen von dem großen Kater angegriffen wurden. Deshalb fauchte und spuckte der kleine Kater wie wild gegen den großen und versuchte ihn von den Schwestern abzulenken. Er kratzte in Richtung des großen Katers und hatte ihn auch über dem Auge erwischt. Aber der große Kater schnappte den kleinen daraufhin im Genick und schüttelte ihn gewaltig durch. Die Mama wollte natürlich dem kleinen helfen und ging jetzt auch wieder auf den großen Kater los. Und endlich hatten sie den großen Kater vertrieben.
Mami leckte über ihre Wunden und natürlich versorgte sie schnell die Kitten. Katerchen hatte eine Wunde im Genick und er wackelte jetzt noch mehr als vorher. Katerchen war ihr Sorgenkind von Anfang an. Zwei der kleinen aus dem gleichen Wurf waren auch schon kurz nach der Geburt verstorben. Bei Katerchen sah es auch lange so aus, als wenn er es nicht überleben würde.
Mama hatte schon ein paar mal Kitten bekommen. Zweimal im Jahr fielen die Kater der Gegend regelrecht über sie her. Im letzten Jahr hatte sie sogar dreimal geworfen. Und nur wenige der kleinen hatten überlebt. Immer wieder musste sie Kitten zur Welt bringen und es wurde immer schwieriger genügend Futter zu finden, für sich und die kleinen. Es gab eine Frau ganz in der Nähe, die manchmal etwas Futter rausstellte, aber das war direkt an der stark befahrenen Straße. Mami ging nur selten dorthin fressen. Da waren immer die echt schlimmen Kater. Die Kater, die ihr Revier verteidigten und niemand anderen dort duldeten. Streit war immer schon vorprogrammiert. Wahrscheinlich hatte der große schwarze Kater so auch ihr Versteck von den kleinen gefunden. Er war ihr sicherlich gefolgt.
Sie musste nun überlegen wohin mit den kleinen, und wie sie Katerchen mitnehmen könnte. Katerchen war nicht so schnell wie die anderen. Er war krank, ja, sie wusste das. Sie hatte von ihrer Mutter gelernt, dass man solche Kitten sofort aussortiert. Katzenmütter wissen das. Ihre Mutter wäre sehr böse auf sie. Aber sie konnte den kleinen nicht „aussortieren“, als er zur Welt gekommen war. Er war so süß und zart und hatte sich gleich an sie geschmiegt. Aus den letzten Würfen hatte kein Katerchen überlebt. Nur die Mädchen hatte sie durchbekommen. Und diese hatten jetzt wie sie auch kein Zuhause und mussten auf der Straße leben und Futter suchen und Kitten zur Welt bringen. Mami suchte nun ein neues Versteck. Sie musste sich beeilen, es wäre ja möglich, dass der schwarze Kater zurückkommen würde.
Es blieb Mami nichts anderes übrig, als mit ihren Kindern durch die Siedlung, über die Straße, in einen anderen Garten und dort am besten in einen Holzunterstand zu ziehen. Ihre beiden Mädchen nacheinander dort unterzubringen war schon sehr anstrengend gewesen. Katerchen wollte sie als letztes im Keller abholen. Er war so tapfer gewesen, als er sie und die Schwestern verteidigt hatte, sie war so unglaublich stolz auf ihn. Sie würde ihn nicht im Stich lassen und ihn jetzt abholen und auch ihn ins neue Versteck bringen. Endlich war sie bei Katerchen, aber er war so schwach. Was sollte sie nur tun? Katerchen hörte nicht so gut wie sie und die anderen, auch seine Augen waren nicht so gut. Sie musste für ihn mit aufpassen, wenn sie die Straße überqueren würden.
Katerchen war so unglaublich glücklich, seine Mama zu sehen. Er hatte sie so vermisst! Zuerst ließ sie ihn trinken, er hatte so Hunger gehabt. Aber sie mussten sich beeilen, satt konnte er jetzt nicht werden. Mama versprach, ihn im neuen Versteck gleich wieder zu füttern und Katerchen wusste: jetzt wird bestimmt alles gut! Er rappelte sich auf und wackelte hinter Mama her. Draußen war es gleich so ungemütlich, es wurde auch lauter. Viele Geräusche waren ihm nicht vertraut. Die Straße vibrierte unter seinen Pfötchen. Mami schaute sich immer wieder nach ihm um und er brauchte nur hinter ihr her zu laufen. Er war so wackelig auf den Pfoten, schon seit langem war er wackelig, aber jetzt war es noch schlimmer als vor dem Angriff des großen Katers. Katerchen konnte seinen Kopf nicht richtig halten. Und alles tat ihm weh. Besornders sein Nacken, aber auch sein Kopf, seine Augen und Ohren taten weh. Mama war schon wieder etwas vorgelaufen. Er musste sich ihr anschließen, aber er konnte nicht so schnell. Und jetzt mussten sie noch eine Straße überqueren. Mami hatte ihm gesagt, er müsse sich beeilen, es wäre sehr gefährlich auf der Straße.
Mama war schon in der Mitte der Straße und Katerchen wackelte hinterher, als plötzlich ein Fahrzeug zwischen ihnen war und er etwas quietschen hörte. Das Auto hielt an und jemand stieg aus dem Fahrzeug. Katerchen musste nun zusehen, wie Mama einfach von einem Menschen in das Fahrzeug gelegt wurde und wegfuhr. Dann war Katerchen alleine. Er hatte das Geschehen beobachtet. Er saß unter einem geparkten Wagen und hatte immer noch nicht richtig begriffen, dass er nun ganz alleine war. Er hoffte so sehr, dass seine Mama nochmal zurückkommen würde. Aber eigentlich wusste er, dass er sie sicher niemals wieder sehen würde. Mama hatte sich nicht gewehrt beim Hochheben, war sie tot? Oder nur schwer verletzt? Katerchen weinte. Er wusste ja auch nicht, wo seine Schwestern waren, wie sollte er sie finden, wie sollten sie überleben?
Die Straße vibrierte weiter, viele Autos waren jetzt schon an ihm vorbeigefahren. Vielleicht sollte er einfach auf die Straße gehen und damit seine Schmerzen beenden. Katerchen weinte so sehr. Auf einmal war da ein Kind neben dem Auto, es schaute unter den Wagen und rief nach jemand anderem. Eine ältere Frau bückte sich und redete auf den kleinen Kater ein. Sie schickte das kleine Mädchen weg, um etwas Milch für den Kater zu besorgen. Ein kleines Schälchen mit Milch wurde dann unter den Wagen geschoben. Katerchen war so hungrig und musste einfach von der Milch trinken. Das Kind versuchte dann, Katerchen zu berühren und Katerchen versteckte sich neben dem Reifen des Autos. Die Frau wollte auch nach dem Kleinen greifen und so wechselte der kleine Kater ständig zwischen den parkenden Wagen seinen Platz. Es war echt anstrengend für Katerchen und er wurde sehr müde. Aber er wollte sich nicht fangen lassen, und als noch zwei Frauen nach ihm greifen wollten, versuchte er dann doch über die Straße in Richtung des alten Verstecks im Keller abzuhauen.
Na, Katerchen war aber doch zu langsam. Mit Fauchen und Schlagen wehrte er sich noch etwas. Sie sollten ihn doch einfach in Ruhe lassen. Er hatte solche Schmerzen, konnte nicht richtig sehen und hören und es war ihm schlecht. Hunger hatte er auch immer noch und er war traurig wegen seiner Mama und seinen Schwestern...
Große Augen schauten unter dem parkenden Auto hervor. Gleichzeitig fauchte der kleine Kater ganz gewaltig, als er uns ums Auto herum wahrnahm. Sein Köpfchen wackelte ganz ungewöhnlich hin und
her und auch die Augen standen nicht still, während der Kleine sich etwas aufrichtete. Geduckt wackelte er unter dem Auto heraus und versuchte wirklich noch wegzulaufen. Laufen konnte man
das jedoch kaum noch nennen. Schnell war der Kleine sanft mit einem Tuch hochgehoben und vorsichtig hielten wir ihn fest, um genauer zu schauen, was sein Problem war. Er fauchte weiter sehr
stark und versuchte sich zu wehren. Scheinbar war der Kleine einer von vielen Kitten, die jedes Jahr draußen in Freiheit geboren werden. Er war damals ungefähr 12-14 Wochen alt.
Die Ataxie, der Nystagmus und eine Schwellung im Nacken hatten wir schnell erkannt. Wir mussten also zum Tierarzt.
Der Kleine benötigte Hilfe, und zwar schnell. Beim Tierarzt wurde das Katerchen gründlich untersucht und geröntgt.
Ein Schädel-Hirn-Trauma, eine massive Schwellung im Bereich der ersten drei Halswirbel, Nystagmus und Ataxie wurden bestätigt. Seine rechte Körperseite war vorwiegend unempfindlich
und er reagierte dort nicht richtig auf Reize.
Der Kleine bekam mehrere Medikamente und musste intensiv betreut werden. Er durfte sich nur wenig bewegen und musste sehr viel Ruhe bekommen. Durch das Schädel-Hirn-Trauma sah er nicht gut und
roch scheinbar auch nichts. Er fraß, wenn man ihm das Futter direkt davor stellte und ihn erstmal festhielt.
Wenn jemand in seine Nähe kam, fauchte er richtig heftig, sicher, um sich zu schützen. Hatte man den Kleinen dann auf dem Arm und streichelte ihn sanft, fing er an zu schnurren. Wir hatten den
kleinen "Icarus“ getauft . Liebevoll nennen wir ihn aber öfter „Iggy“. Wir hofften natürlich sehr, dass Iggy sich erholen würde und alles gut wird. Die nächsten Wochen waren
entscheidend.
Der kleine Icarus hatte eine Stütze für seinen Nacken bekommen. Wir hatten ihm einen kleinen Strumpf angezogen, damit er nicht so stark den Kopf hin und her werfen konnte. Iggy fauchte immer noch, wenn man sich ihm näherte. Er sah noch nicht richtig. Stehen ging teilweise nur mit Hilfe, manchmal rappelte sich hoch und wackelte zum Katzenklo.
Viel lieber lag er aber bei uns im Arm. Dabei konnte er den Kopf auch besser halten. Ansonsten lag er in seinem Bettchen. Leider hatte Iggy immer noch Durchfall und das bereitete uns Sorge. Einige Tests standen noch aus und es musste auch noch einmal geröntgt werden.
Icarus war mittlerweile so ein Herzchen, und auch wenn er anfangs immer noch fauchte, hatten wir ihn alle doch sehr ins Herz geschlossen. Er verdiente die Chance, nochmals gesund zu werden.
Nachdem die Schwellung an den Halswirbeln weg war, wir den extremen Wurmbefall und den Durchfall im Griff hatten, stellten wir erneut eine Schwellung unterhalb am Hals fest. Also ging es zum Tierarzt, nochmals zum Röntgen, um die Schwellung untersuchen lassen. Die Wirbel standen immer noch weit auseinander und wir konnten nur abwarten.
Für die Schwellung bekamen wir etwas zum Abheilen und wir sollten ihn weiter beobachten.
Die Schwellung wurde leider sehr groß und der kleine fühlte sich sehr heiß an. Also ging es direkt nochmal zum Tierarzt.
Iggy wurde punktiert. Die erste Vermutung, dass es eine Wassereinlagerung sei, wurde nicht bestätigt. Der kleine Iggy hatte einen eitrigen Abszess und musste am nächsten Tag operiert werden. Bei seiner Vorgeschichte war das Narkoserisiko hoch, aber wir mussten das Risiko eingehen. Er war so ein tapferer kleiner Kerl. Jetzt hieß es "Daumen und alle Pfötchen drücken" und wir hofften alle so sehr, dass der kleine liebe Iggy die Operation gut überstehen würde und es danach endlich wieder aufwärts ging.
Die Operation hatte Iggy zum Glück gut überstanden. Wir hatten lange mitgefiebert und auf Nachricht von unserem Tierarzt gewartet. Iggy hatte sehr hohes Fieber und wir hatten Angst, er würde die
Narkose nicht überstehen. Er war ja auch noch so klein. Noch ein Katzenkind. Es wurde noch ein Abzess festgestellt, der voller Eiter war. In der Narkose wurde dieser noch ausgeräumt und eine
Drainage gelegt. Diese musste er nun einige Tage behalten. Und wir kümmerten uns um die Nachsorge. Er bekam nochmals Antibiotika und musste nun öfter zur Nachkontrolle zum Tierarzt.
Außerdem wurden im Nacken bei der Operation noch zwei kleine Nekrosen gefunden. Die hatten wir bisher nicht bemerkt. Es wurde vermutet, dass Iggy dort irgendwie verletzt wurde, und es
könnte sein, dass die Wunden Auslöser für seine Ataxie waren. Icarus musste weiterhin intensiv betreut werden und kam deshalb auf eine Pflegestelle...
Für Icarus hatte sich die Welt komplett geändert. Er dachte noch oft an seine Schwestern und seine Mama. Wenn er alleine in seiner Quarantäne-Box im Tierheim gesessen hatte, war es ganz schlimm, nicht zu wissen, wo seine Familie jetzt war und ob es ihnen gut geht.
Im Keller, wo er zur Welt gekommen war, war es nur ganz nah bei Mama schön warm gewesen. Und wenn sie bei ihnen war, wurden sie auch alle drei satt. Mama hatte für sie gesorgt. Er erinnerte sich daran, dass er mit seinen Schwestern spielen wollte. Die beiden Mädels hatten oft miteinander gerauft und sind sich hinterhergelaufen. Und er konnte nicht mitmachen. Er war immer schon wackelig auf den Beinen gewesen und beim Miteinander-Raufen wurde ihm immer schnell schlecht. Wenn die beiden miteinander zankten und spielten, lag er bei Mama, die ihn langsam und liebevoll mit ihrer Zunge sauber machte. Er hatte so gerne bei Mama gelegen und hatte mit ihr die beiden Schwestern beobachtet.
In der Box hatte er viel Zeit alleine verbracht. Er brauchte viel Ruhe, sagten die Menschen immer wieder. Nur zum Kuscheln und Streicheln und für die blöden Medikamente nahmen sie ihn raus, und die Spritzen und der Tierarzt waren schon echt nervig. Ja, es ging ihm wesentlich besser jetzt. Er konnte auch schon alleine normal stehen und auch das Wackeln beim Laufen hatte sich unglaublich verbessert.
Na und dann kam Clarissa ihn immer besuchen. Clarissa war seine beste Freundin. Ja, sie war ein Mensch, aber egal. Sie liebte ihn, das spürte er sofort. Die anderen Menschen waren auch toll. Aber Clarissa hatte ihm versprochen, ihn mit zu sich nach Hause zu holen, und da dürfte er auch außerhalb der Box herumlaufen. Das hatte sie immer wieder gesagt.
Und dann war es soweit. Direkt nach der Operation würde Clarissa ihn zu sich nehmen. Iggy hatte die letzten Tage wieder heftige Schmerzen gehabt, in der Schulter und am Hals. Dort wo der schwarze Kater ihn am Hals gepackt hatte. Er wollte sich gar nicht mehr an diesen Tag erinnern, es war seitdem so viel passiert und er hatte solche Schmerzen gehabt. Abends noch war er beim Tierarzt gewesen und der hatte die Schwellung am Hals punktiert und ihm ein Schmerzmittel gegeben. Der Druck war jetzt etwas besser und Clarissa hatte ihm versprochen, dass heute alles gut wird.
Von der Operation hatte er nichts mitbekommen. Ging scheinbar alles ganz schnell. Er war noch etwas benommen von dieser komischen Narkose, aber Schmerzen hatte er keine. Nur ein komisches Ding in der Schulter, dass ging bis zum Hals nach unten. Und dann dieser blöde Halskragen. Sowas braucht man echt nicht!
Clarissa meinte, das blöde Ding müsste er jetzt einige Tage dulden. Einige Male musste Iggy mit Clarissa zum Tierarzt, zur Kontrolle der Drainage, und er bekam nochmal Blut abgenommen. Es sollten noch ein paar Tests gemacht werden. Die Tierpfleger und Clarissa wollten die Ataxie nicht akzeptieren. Dann kamen die Ergebnisse vom Tierarzt: Fiv und Felv negativ, aber der weitere Verdacht hatte sich bestätigt.
Iggy hatte eine akute Toxoplasmose-Infektion. Sogar sein Langzeitwert war sehr hoch. Clarissa würde sich weiter kümmern, er müsse die nächsten Wochen Medikamente bekommen und sie versprach, es werde alles gut. Es werde alles gut? Er würde bestimmt bald ganz normal laufen können und spielen und raufen und rennen!
Die Medikamente waren echt furchtbar. Anfangs hatte Clarissa das Medikament in sein Futter gemischt, aber er hatte sie schon so erzogen, dass, wenn er etwas nicht wollte, er etwas anderes bekam. Naja, seine Dosenöffner muss man natürlich im Griff haben. Mittlerweile durfte er schon länger auch aus der Box raus, und nur wenn Clarissa oder ihr Mann Christian nicht da waren, musste er noch in die Box. Doch dann ging es ihm von Tag zu Tag besser und das Büro von Clarissa war schnell sein Reich. Er musste nicht mehr eingesperrt werden.
Die Drainage hatte er nur 14 Tage gehabt und der Tierarzt war sehr zufrieden mit ihm. Auch Clarissa war stolz auf die Erfolge seiner Genesung. Nun machte sie sich Sorgen, da sie beruflich in der nächsten Zeit nicht da sein würde. Iggy nahm seine Medikamente nur widerwillig. Es war wirklich schwierig, ihm sein Antibiotikum zu geben. Iggy hatte Christian voll im Griff... ;-)
Ins Tierheim zurück wollte Iggy natürlich nicht und Clarissa suchte eine andere Pflegestelle. Ihre Schwester bot sich an und nahm Iggy zu sich auf. Der Vermieter von Clarissas Schwester hatte schon einige Zeit überlegt, eine Katze zu adoptieren. Und als Iggy auf die neue Pflegestelle kam, eroberte der junge Kater gleich alle Herzen im Haus.
Täglich geht es Iggy besser. Seine Ataxie ist, so unglaublich wie es klingt, nicht mehr vorhanden. Seine Augen werden nie zu 100 % sehen und sein Gehör ist stark beeinträchtigt, trotzdem hat der junge Mann eine sehr gute Lebensqualität und auch eine unbändige Lebensfreude bekommen.
Icarus hat alle Herzen im Sturm erobert und als er wieder zurück ins Tierheim sollte, um in die Vermittlung zu kommen, hat ihn seine Pflegestelle adoptiert. Sie würden ihn nie mehr hergeben, den kleinen tapferen jungen Kater.