Katze, braun-schwarz-weiß getigert, schaut geradeaus in die Kamera
Katze, braun-schwarz-weiß getigert, schaut geradeaus in die Kamera
Tierheim Linxbachhof Tierschutzverein Neunkirchen/Saar und Umgebung e.V.
Tierheim LinxbachhofTierschutzverein Neunkirchen/Saar und Umgebung e.V.

Ruby

Hallo, mein Name ist Ruby. Meine besondere Geschichte ereignete sich bereits 2019.


Zusammen mit meinen Geschwistern habe ich damals im Sommer das Licht der Welt erblickt. Für unsere Mama waren wir die ersten Babys, sie war sehr stolz auf uns und hat sich liebevoll gekümmert. Nur ihr Besitzer, der mochte uns gar nicht, er wollte nur eine Katze und nicht gleich ein ganzes Haus voll.

 

Als wir gerade die Augen geöffnet hatten und ein bisschen die Welt erkunden konnten, hat er uns in eine kleine Pappkiste gepackt und uns einfach an einer Bushaltestelle abgeladen. Es war zwar Sommer und warm, aber wir waren plötzlich ganz alleine und völlig verängstigt. lrgendwann, nach langem Warten, hat uns jemand gefunden. Meinen Geschwistern und mir ging es schon ganz schlecht. Wir hatten Bauchweh und unsere Bäuchlein waren furchtbar aufgebläht. Unser Finder hatte Mitleid mit uns und hat uns auf den Linxbachhof gebracht.


Dort hat sich die Tierheimleiterin, Andrea, sofort um uns gekümmert. Wir waren schon so schwach, dass wir nichts mehr essen konnten und eines meiner kleinen Brüderchen war bereits so krank, dass er kurze Zeit nach der Ankunft gestorben ist. Andrea nahm uns mit in ihre Wohnung und hat uns Medikamente, eine Wurmkur und Futter gegeben. Ganz langsam ging es uns etwas besser und wir bemerkten, dass im Wohnzimmer noch ganz viele andere Babykatzen saßen, die auch alle keine Mama mehr hatten. Andrea gab ihr Bestes, aber sie musste sich ja auch noch um die anderen Tiere im Tierheim kümmern.


lrgendwann kam sie mit Clarissa zur Tür hinein. Die hatte gerade Urlaub und wollte sich im Tierheim nützlich machen. „Dieses Jahr ist ein ganz schlimmes Jahr!“, meinte Andrea. So viele allein gelassene und ausgesetzte Kitten, das hatte sie noch selten erlebt. „Am meisten würdest du mir helfen, wenn du die beiden Roten mit zu dir nach Hause nimmst.“ Nach etwas Überzeugungsarbeit bei ihrem Mann Christian kam Clarissa kurz darauf wieder und hat uns mitgenommen. Wieder hatten wir große Angst, was nun mit uns passieren würde. Werden wir wieder an die Bushaltestelle gebracht und alleine gelassen? Es geht uns doch gerade ein bisschen besser!
 
Aber sie hat mich und meinen Bruder Charly mit zu sich nach Hause genommen. Dort haben wir jeden Tag viel Futter und unsere Medikamente bekommen und konnten schon bald ausgelassen durch ihr Büro toben, kuscheln und schmusen. Wenn wir abends satt waren, lagen wir mit Christian gemütlich vor dem Fernseher.


Aber immer wieder haben uns die Augen weh getan. Ständig mussten wir daran reiben und sie waren immer entzündet. Keine Salbe half, es wurde einfach nicht besser. “lrgendwie sehen eure Augen anders aus...“, sagte Clarissa und brachte uns zum Tierarzt. Der hat ganz genau gekuckt und festgestellt, daß Charly und ich eine Fehlstellung der Lider haben und uns unsere Wimpern in die Augen wachsen. Deswegen würden wir immer so reiben. Ohne eine teure OP könnten wir sogar blind werden, von den ständigen Schmerzen mal ganz abgesehen.


„Was machen wir jetzt?“, fragten sich Andrea und Clarissa traurig. So wird eine Vermittlung fast unmöglich. „Vermittlung? Das ist doch mein zu Hause! lch will nicht wieder ausziehen.“ Wieder hatte ich sehr große Angst. Silver und Oma Sina, die beiden anderen Katzen, die hier wohnen, erklärten uns, dass wir hier sicher seien. Und als wäre das alles nicht schlimm genug, fing mein Bruder Charly auch noch an, überall hin zu pinkeln. „Du sollst das lassen!“, hab ich ihm wütend gesagt, „ich will hier nicht mehr weg!“
Er hat mir dann erklärt, dass das so ein Katerding wäre und er der einzige Kater im Haus sein wollte. Aber hier wohnt doch Silver schon. Was jetzt?


„Wir finden eine Lösung“, meinten Clarissa und Andrea. Kurz darauf kam ein sehr nettes Ehepaar, die einen Spielkameraden für ihre Katze suchten. Mit Charly war es Liebe auf den ersten Blick und auch die teure OP hatte sie nicht abgeschreckt. Er durfte zu ihnen ziehen und kurz darauf kamen Clarissa und Christian und erzählten mir, dass ich jetzt offiziell ein neues Familienmitglied bin und für immer bleiben darf. Das hatte ich mir so sehr gewünscht! Seitdem werden die beiden im Tierheim immer als "Pflegestellenversager" bezeichnet. lch verstehe zwar nicht, was das heißt, aber ich finde es klasse.

 

Als ich kräftig genug war, kam der große Tag der Augen-OP. Danach ging es mir richtig schlecht und ich habe mich jede Nacht ins Bett gekuschelt. Als die Fäden endlich raus waren, konnte ich auf einmal richtig sehen und die Schmerzen waren weg. Jetzt konnte das Leben richtig beginnen!


Kurz darauf ist mein Bruder Charly leider ganz plötzlich und unerwartet gestorben. Wir haben alle um den kleinen verrückten, lebhaften Kerl geweint. Du bist jetzt die Einzige, die noch übrig ist, haben sie mir gesagt, und wir werden immer auf dich Acht geben, damit dir nichts passiert.


Heute bin ich 4 Jahre alt. Oma Sina passt mittlerweile, zusammen mit Charly, vom Katzenhimmel aus auf uns auf. Und ich? Zusammen mit Silver bin ich absolut glücklich und wir beiden haben die Pflegestellenversager fest im Griff. Im Bett „muss“ ich seit der OP übrigens jede Nacht schlafen, die beiden können ja zur Seite rücken.

 

Meine Geschichte steht stellvertretend für alle "entsorgten" und ausgesetzten Katzen, derer man sich einfach entledigt hat, weil wir "zu viele" waren. Wir wünschen uns nichts sehnlicher, als ein warmes Zuhause, Futter und jemanden, der uns so liebt und akzeptiert, wie wir sind - Freigeister eben. Falls ihr nach genau so einem Freund sucht, schaut doch mal beim Linxbachhof vorbei.

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